Das was das Lacoma-Fest 2022: Erinnern, tanzen, diskutieren

30 Jahre nach der ersten Dorfbesetzung gegen Kohlebagger

220611 lacoma fest fotoaktion klLacoma war etwas Besonderes: ein Dorf, dass sich unter den Bedingungen der DDR gegen seine Umsiedlung wehrte, später die wahrscheinlich erste Besetzung eines Dorfes gegen Braunkohleabbau in Deutschland, dann ein Kunst- und Kulturfreiraum auf Zeit und schließlich Anlass für die bis dahin bundesweit größte Baumbesetzung. Ein Kampf, der unter den Bedingungen des Jahres 2007 noch verlorenging, aber Grundlagen für späteren erfolgreichen Braunkohlewiderstand legte.

Auf Einladung der Cottbuser GRÜNE LIGA-Gruppe trafen sich am 11. Juni 2022 viele Akteure des Lacoma-Widerstandes, an dem was vom Originalschauplatz am Rand der Stadt Cottbus noch übrig ist. Bei einer Fotoaktion zu Beginn hielten frühere Lacoma-Bewohner*innen eine großformatige Dorfansicht vor den Tagebau, der als geplanter „Cottbuser Ostsee“ geflutet wird. Lacoma lag am Rand des Tagebaues - nur ein kleiner Teil des Ortes ist noch erkennbar, der allergrößte im Tagebau verschwunden. Vielen fiel es nicht leicht an so einen Ort zurückzukehren. Doch schließlich überwog die Freude über das Wiedersehen der Wegbegleiter*innen – sie stand während des Festes fast allen ins Gesicht geschrieben.

220611 lacoma fest gespraechsrunde huschga klDem Erinnern war zu Beginn ein Podiumsgespräch gewidmet. Die in Lacoma aufgewachsene Karin Parnitzke berichtete davon, wie fünf Frauen aus Lacoma in den 1980er Jahren nach Berlin fuhren mit dem Ziel sich beim Politbüro der SED zu beschweren. Als Moderator verlas René Schuster den Aufruf der GRÜNEN LIGA zur Wiederbelebungsaktion im Sommer 1991, dem ersten Lacoma-Fest. Lothar Lehmann vertrat im Podium die Generation der „Neusiedler“, junge Menschen aus verschiedenen Teilen der Lausitz, die 1992 das erste Haus im Dorf besetzten und den gerade verlassenen Ort wiederbelebten. Der Widerstand gegen die Zerstörung der Kulturscheune im Jahr 2003 brachte Daniel Häfner nach Lacoma, der aus dieser Zeit berichten konnte.

Das Bühnenprogramm war bewusst an die früheren Lacoma-Feste angelehnt. Liedermacher Pittkunings hatte schon damals für die richtige Mischung aus Stimmung und Nachdenklichkeit gesorgt. Auf einer von Torsten Mack organisierten und moderierten Lesebühne trafen sorbische und deutsche Lausitz-Texte aufeinander. Gegen Textlastigkeit half anschließend der Mitmachtanz der Gruppe Serbska reja. Gerhard Gundermann hatte in den 1990er Jahren dreimal Konzerte auf dem Lacoma-Fest gegeben. Seine Lieder brachte nun Gregor Wieland Weitze zu Gehör. Das Cottbuser Kunstprojekt ZMOT musizierte am Aussichtspunkt zum Tagebau und das junge sorbische kolektiw wakuum stellte sich mit einem Infostand vor. Lari und die Pausenmusik bewiesen am späteren Abend ihre Qualitäten als Liveband.220611 lacoma fest lesebuehne kl

Eine Ausstellung von Veranstaltungsplakaten, Bildern und Presseartikeln ließ die Jahre 1991 bis 2007 als „Protest-Zeitreise“ wieder lebendig werden. Die Erinnerungen an ihre jeweilige Lacoma-Zeit konnten die Anwesenden am Rand des Festgeländes in Videointerviews festhalten lassen. Das große Interesse ließ den Kameramännern kaum Pausen und schließlich waren zwanzig solche Zeitzeugenberichte festgehalten. Am Rande wurden die Erfahrungen aber auch ganz direkt mit heute jungen Aktivist*innen ausgetauscht.

Für einen Tag das Fest praktisch auf der grünen Wiese aufzubauen war um vieles aufwändiger als früher das eigene Dorf zu nutzen. Neben Spenden und Eigenmitteln der Umweltgruppe Cottbus kam das Fest zustande durch eine Unterstützung aus dem Sonnencent-Förderprogramm der Energiewerke Schönau, eine Förderung der Stiftung für das Sorbische Volk und eine Spende von Robin Wood. (Vollständiger Förderhinweis: Das Vorhaben wurde gefördert durch die Stiftung für das sorbische Volk, die jährlich auf der Grundlage der beschlossenen Haushalte des Deutschen Bundestages, des Landtages Brandenburg und des Sächsischen Landtages Zuwendungen aus Steuermitteln erhält.)

Bericht des RBB im wendischen Magazin Łužyca (5:37 min)

(Fotos: Michael Dieke, Christian Huschga, Martin Kühne)

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