Eine Gruppe Radfahrer von „Tour de Planet“ hat in der vergangenen Woche die Lausitz erreicht. In Schleife (Landkreis Görlitz) haben die etwa 15 Radler auf Einladung der Umweltgruppe Cottbus (UGC) und dem Nachhaltigkeitsverein „Eine Spinnerei e. V.“ aus Neustadt/Spree heimische Wald-Blaubeeren gesammelt. In dem von der UGC gepachteten Grundstück im Vorfeld des Tagebaus Nochten konnten die Sammler eine gute Ernte einfahren.
Die Gäste aus ganz Deutschland waren begeistert: „Ein wirklich ganz wunderbares Geschmackserlebnis“, lobte ein Radler aus Hessen die kleinen blauen Beeren, die überall im Tagebauvorfeld zu finden sind. „Die Lausitzer Wald-Blaubeeren sind nicht vergleichbar mit den Kultur-Heidelbeeren aus dem Supermarkt“, erläuterte die Cottbuserin Rebekka Schwarzbach von der UGC.
Laut dem Botaniker Christian Hoffmann aus Weißwasser sind die sogenannten Kulturheidelbeeren, die man im Laden kaufen kann, aus der nordamerikanischen Heidelbeere (Vaccinium corymbosum) gezüchtet worden. Sie sind mit den heimischen Wald-Blaubeeren (Vaccinium myrtillus) nicht so eng verwandt, wie häufig angenommen wird. Die heimische Wald-Blaubeere wachse hierzulande in Wäldern auf feuchten und sauren Rohhumusböden, gern unter dem lichten Schirm der Wald-Kiefern, so der Botaniker. Blaubeeren sind kleiner als Kulturheidelbeeren und tiefblau. Die intensive Färbung bewirken Pflanzenfarbstoffe, die Anthocyane genannt werrden, die bei Blaubeeren sowohl in der Schale als auch im Fruchtfleisch enthalten sind. Bei Kulturheidelbeeren befinden sich diese Farbstoffe nur in der Schale.
Auch mit einer weiteren Legende wurde an dem Tag aufgeräumt: Gerüchten zufolge sollen die mit dem Fuchsbandwurm befallenden Beeren noch 25 Jahre nach dem Verzehr zum Tode führen. Im Vorfeld des Treffens hat sich Rebekka Schwarzbach eigens zu diesem Thema informiert. „Der Verzehr von Waldbeeren konnte als Risikofaktor nicht bestätigt werden.“ Zu diesem Schluss kam das durch die Corana-Krise berühmt gewordene Robert-Koch-Institut in ihren „Epidemiologischen Bulletin“ vom Oktober letzten Jahres. Man müsse mehrere hundert Eier des Fuchsbandwurms aufnehmen, um sich zu infizieren, sagte Biologe Brehm gegenüber der Ärztezeitung. Ungewaschen wurden die Beeren an dem Tag dennoch nicht verzehrt. „Wir haben extra Wasser zum Abspülen mitgebracht. Das kann definitiv nicht schaden“, sagt Schwarzbach.
Nach der Pflückaktion der Lausitzer Köstlichkeiten wurde es doch noch ernst, als Schwarzbach beschrieb, dass das gesamte Areal mit Wald und Wiesen trotz Kohleausstieg noch den Baggern des Tagebaues Nochten zum Opfer fallen sollDie UGC habe ein Grundstück im Tagebauvorfeld bis 2037 gepachtet. „Die Eigentümer wollen das Waldstück nicht für den Tagebau hergeben. Deshalb nutzen wir es nun für Kunst-, Kultur- und Bildungsveranstaltungen. Wir hoffen, dass der Tagebau letztlich mehr Abstand zu den Dörfer hält und unser Wald dabei hilft, die Tagebaubelastungen für die Anwohner zu verringern.“, erklärt Schwarzbach.
Tour de Planet
Epidemiologisches Bulletin vom RKI Oktober 2019 Ab Seite 1 zum Fuchsbandwurm
Ärztezeitung: Die Fuchsbandwurm-Furcht