Rundbrief vom 30. März 2012

1. Rutschung im Tagebau JänschwaldeKohlerundbrief 2012 03 30 bild
2. Rutschungsgefahren im Kohlerevier
3. Einwohner von Grießen: Wir sind die Opfer der Energiepolitik
4. EU-Parlament gegen Förderung von CCS
5. Ostermontag: Mahn-Wanderung in Schleife
6. Ein Foto aus Hamburg
7. Vorankündigung: Treffen an der Neiße am So, 6. Mai

1. Rutschung im Tagebau Jänschwalde

Am vergangenen Freitag (23.03.) fand im Vattenfall-Tagebau Jänschwalde eine größere Rutschung statt, weshalb die Kohleförderung für drei Tage unterbrochen werden musste. Auf 450 Metern Länge war die Böschung auf der Grubenebene (d.h. unten direkt über der Kohle) am Freitag vormittag ins Rutschen gekommen. Menschen wurden nicht verletzt, waren jedoch offensichtlich in Gefahr.
Im Forum der Lausitzer Rundschau schrieb dazu ein Diskutant, dass "es ein verdammtes Glück ist, das niemand verletzt oder getötet wurde, genau die Stelle wo das Erdreich abgerutscht ist, sollte am Samstag (also ein tag später) die Reparatur statt finden und zwei Förderbänder der F60 gewechselt werden, mit ca.20 bis 30 Arbeitskräften. Vattenfall hat auch verdammt Glück gehabt, da ca. 100 Meter von der Abrutschstelle die F60 stand und die wäre dann mit weg gerutscht."
Vattenfall teilte am Montag lediglich mit, dass "ein aus diesem Bereich bereits am Samstag geborgener Kohlebagger" derzeit repariert werde. Und weiter: "Die Analyse der Ursachen, die zu der Böschungsbewegung geführt haben, dauert an. Vattenfall hat dazu eine Untersuchungskommission gebildet." (Vattenfall-Pressemitteilung vom 26.03.2012)

2. Rutschungsgefahren im Kohlerevier

Passend zum Thema veröffentlichte die Zeitung "Neues Deutschland" in dieser Woche einen ausführlichen und lesenswerten Artikel zu Rutschungen im Lausitzer Kohlerevier:
http://www.neues-deutschland.de/artikel/222627.wenn-die-erde-zerfliesst.html
Der Cottbuser Wochenkurier vom 28.03. berichtet zudem, das die Tempo-30-Zone wegen "Gefahr eines Straßeneinbruches" auf der Bundesstraße zwischen Spremberg und Hoyerswerda (vgl. Rundbrief vom 21.10.2011) jetzt mit neuen Leuchtschildern ausgestattet wurde. "Ist unmittelbare Gefahr im Verzug, kann über die neuen Leuchtzeichen eine Vollsperrung der rutschungsgefährdeten Straße veranlasst werden."

3. Einwohner von Grießen: Wir sind die Opfer der Energiepolitik

Auf Einladung der Landtagsabgeordneten Monika Schulz-Höpfner (CDU) besuchte am Donnerstag der brandenburgische Infrastruktur- und Raumordnungsminister Vogelsänger das Dorf Grießen, das derzeit auf einem schmalen Streifen zwischen dem aktiven Tagebau Jänschwalde und dem Grenzfluss Neiße zu existieren versucht. Ortsvorsteher Hartmut Fort nahm kein Blatt vor den Mund: "Wir sind einfach abgehängt worden von der Gesellschaft" sagte er und befürchtet in den nächsten vier Jahren noch eine Verschlimmerung der Staubbelästigung aus dem Tagebau. "Wir fordern für jeden einzelnen Einwohner eine ganz klare Entschädigung, weil wir die Opfer der Energiepolitik sind." Bisher könne das Dorf nur als Bittsteller gegenüber Vattenfall auftreten, weil keine gesetzliche Entschädigungspflicht besteht. Nach anfänglichem Zögern berichteten zahlreiche weitere Bewohner von ihren Sorgen. Zu denen gehören offenbar zahlreiche Schäden an Häusern, die Vattenfall nicht als Bergschäden anerkennt, sondern den Tagebau als Ursache bestreitet. Auf die direkte Frage, welche Erfahrungen sie mit der vom Braunkohlenplan vorgeschriebenen Lärmschutzwand haben, antworteten die Betroffenen einhellig, die Wand sei letztlich zwecklos. Nur mehr Abstand vom Tagebau helfe tatsächlich gegen die Belastungen.
Bei der Veranstaltung waren auch Bürger und Ortsvorsteher der Orte Taubendorf und Groß Gastrose anwesend, denen dasselbe Schicksal bei Verwirklichung des Tagebaues Jänschwalde-Nord drohen würde. Dort würde die Situation zusätzlich durch die Umverlegung mehrerer Trassen (Bahn, Bundesstraße, Hochspannungsleitung) verschärft.
Der Minister räumte gleich zu Beginn ein, "keine Geschenke im Koffer" zu haben und hörte sich die Sorgen der Bürger an. Möge es nutzen.

4. EU-Parlament gegen Förderung von CCS

Gestern verabschiedete das EU-Parlament eine Entschließung über den Jahresbericht der Europäischen Investitionsbank (EIB). Darin fordert das Parlament "die EIB auf, Projekte auslaufen zu lassen, die wahrscheinlich mit erheblichen Umweltauswirkungen einhergehen, wie z. B. große Staudämme, CCS und die Nutzung fossiler Brennstoffe". die EU-Abgeordnete Sabine Wils (DIE LINKE) forderte daraufhin in einer Pressemitteilung die Bundesregierung und die Brandenburgischer Landesregierung auf, von ihrer Unterstützung für CCS abzurücken.

5. Ostermontag: Mahn-Wanderung in Schleife

Mit einem Speziergang und einer Mahnwache soll am Ostermontag auf die sehr bald drohende Zerstörung des Urwaldes Weißwasser aufmerksam gemacht werden. Sein Status als Naturschutzgebiet wurde vom Freistaat Sachsen aufgehoben, da der Vattenfall-Tagebau Nochten den Wald zerstören soll. Aufgrund der besonderen kulturhistorischen und sogar religiösen Bedeutung dieser Landschaft steht die Wanderung unter dem Motto "swĕte su mi twoje strony" (dt. "Heilig sind mir Deine Fluren"), eine Zeile aus der sorbischen Hymne. Treffpunkt ist am 9. April um 14:00 Uhr am Bahnhof Schleife.

6. Ein Foto aus Hamburg

Aus Hamburg sandte uns Astrid Matthiae das Foto eines frei weiterentwickelten Vattenfall-Kohlerundbrief 2012 03 30 bildPlakates. Der Konzern wirbt dort derzeit für die von ihm gesponserten Lesetage. Als Gegenverstanstaltung haben Bürger-initiativen und Umweltverbände die Veranstaltungs-reihe "Lesetage selber machen - Vattenfall Tschüß sagen" ins Leben gerufen, darunter ein Abend mit Liedern und Texten aus der Lausitz am 24. April. (siehe Terminseite www.lausitzer-braunkohle.de/termine.php )

7. Vorankündigung: Treffen an der Neiße am So, 6. Mai

Wie bereits im Mai 2009 wollen sich deutsche und polnische Tagebaubetroffene am Sonntag dem 6. Mai erneut am Grenzfluss zwischen den Orten Taubendorf und Markośice treffen. Die Gemeinden Schenkendöbern und Gubin-Land laden dazu herzlich ein. Ab 14:00 Uhr findet eine Freiluft-Andacht statt. Das weitere Programm werden wir rechtzeitig bekannt geben. Ein Shuttle zum Bahnhof Kerkwitz und zum Tagebau-Aussichtpunkt ist vorgesehen.

Termine

Ausstellung "Unverkäuflich"
26 April 2024
10:00 - 20:00
Franz-Mehring-Platz 1, Berlin
Wasser-Tagung am 8. Mai 2024: Lebendige Flüsse für Europa - Auswirkungen des Braunkohletagebaus auf die Spree
08 Mai 2024
10:00 - 17:00
Haus der Demokratie und Menschenrechte (Greifswalder Straße 4, 10405 Berlin)
Erörterung zum Gaskraftwerk ("Speicher- und Innovationskraftwerk") in Jänschwalde
14 Mai 2024
10:00 -
Cottbus, Messehalle
Filmabend "Es kommt darauf an das Hoffen zu lernen"
21 Mai 2024
19:00 -
Salon des Franz-Mehring-Platzes 1, 10243 Berlin

Dieser Wald ist der Kohlegrube im Weg

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Lausitzer Menschen für einen früheren Kohleausstieg

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