Kurz nach der Eröffnung der Ausstellung "to slip, to slide, to glitch" genehmigte die Europäische Kommission das Angebot der deutschen Regierung an die Leag – das Unternehmen, das für den Braunkohleabbau in der Lausitz verantwortlich ist – in Höhe von bis zu 1,75 Milliarden Euro als Kompensation für die Schließung ihres Tagebaubetriebs bis 2038 im Rahmen des „grünen Strukturwandels“. Im Gegenzug soll die Leag in die Rekultivierung ehemaliger Tagebaue sowie in eine „alternative“ Energieinfrastruktur für die Region investieren.
Die Leag ist Teil des Unternehmensimperiums des tschechischen Oligarchen Daniel Křetínský, EPH. Křetínský hat in so unterschiedliche Vermögenswerte wie die Eustream-Gaspipeline, die russisches Gas nach Westeuropa pumpt, die englische Royal Mail, die Le Monde Group und zuletzt den deutschen Stahlhersteller Thyssen Krupp investiert. Laut der investigativen Journalistengruppe correctiv hat die Leag kommunale Wasserwerke Schweigegelder ausgezahlt, um Informationen über alarmierende Sulfatwerte im Trinkwasser zurückzuhalten, die auf den Braunkohleabbau in der Lausitz zurückzuführen sind. Die tschechische Umweltplattform re-set deckte auf, dass Křetínský mit einem undurchsichtigen Netz von Unternehmen verbunden ist, die in Zypern, einem Steuerparadies, registriert sind.Parallel zu der oben erwähnten Ankündigung deutscher staatlicher Subventionen hat EPH kürzlich grüne Anleihen im Wert von 500 Millionen Euro ausgegeben.
Vor diesem Hintergrund widmet sich die Veranstaltung ausgewählten Objekten, Bildern und Texten, die die Künstlerinnen während der Vorbereitung der Ausstellung gesammelt haben. Gemeinsam werden wir fotografische Dokumentationen von frühen Versuchen der Rekultivierung von Tagebauen in der Lausitz in den 1920er Jahren, Satellitenbilder von (Post-)Bergbaulandschaften sowie ausgewählte Nachrichtenberichte, und Auszüge aus den Schriften von queer-feministischen Aktivistinnen wie Legacy Russell und Catriona Sandilands betrachten. Wir werden darüber nachdenken, was es bedeutet für Stadtbewohner*innen, wenn unter dem Deckmantel der „grünen Transition“ sie weiterhin von staatlich subventionierten, finanzialisierten, und profitorientierten Investitionen in die Energieinfrastruktur in einem ländlichen „Anderswo“ abhängig sind. Da dieses Modell aus einer toxischen Beziehung zwischen Körpern und Landschaften hervorzugehen scheint und diese reproduziert, stellt sich die Frage, wie diese Beziehung anders gelebt werden könnte.
Das vorgestellte Material ist auch Teil einer Publikation, die als Erweiterung des Ausstellungsprojekts geplant ist.