Rundbrief vom 07. März 2012

1. Hatakka in Cottbus von Protest empfangen - Keine Festlegung Vattenfalls zum kohlerundbrief 2012 03 07 bildNeubaukraftwerk
2. Zusätzlicher Sanierungsaufwand im Tagebau Jänschwalde
3. Zur Energiebilanz Deutschlands 2011
4. Nachtrag zur Energiestrategie: Was wurde beim Kabinettsbeschluss geändert?
5. Muss RWE bald Förderabgabe für die Braunkohle zahlen?
6. Termine der nächsten Wochen

1. Hatakka in Cottbus von Protest empfangen - Keine Festlegung Vattenfalls zum Neubaukraftwerk

Der Protest gegen neue Tagebaue und CCS geht auch nach dem Strategiebeschluss der brandenburger Landesregierung unver-mindert weiter. Das bekam auch Vattenfall-Chef Tuomo Hatakka zu spüren, als er am 29.Februar an der Cottbuser Universität einen Vortrag über die kohlerundbrief 2012 03 07 bild"Folgen der Energiewende" hielt. Bereits vor der Tür wurde er von etwa 60 protestierenden Bürgern empfangen, darunter Tagebau-Betroffene aus Atterwasch, Kerkwitz, Groß Gastrose, Welzow und Neupetershain sowie CCS-Gegner aus dem Raum Beeskow. (Einen Teil von ihnen zeigt das beiliegende Foto) Auch während der Diskussion nach dem Vortrag war die überwiegende Mehrzahl der Wortmeldungen deutlich kritisch zur Braunkohle.
Hatakka antwortete auf eine Reihe der gestellten Fragen nicht oder nur ausweichend. So antwortete er nach der Größe des geplanten Neubaukraftwerkes gefragt lediglich: „Diese Entscheidung müssen wir nicht heute treffen, wir haben Zeit“. Ein Neubaukraftwerk in Jänschwalde könnte damit auch deutlich kleiner ausfallen als bisher geplant. Die Landesregierung ließ Arbeitsplatzzahlen für 2000 Megawatt Leistung prognostizieren. Ein kommerzielles Neubaukraftwerk ist aber beispielsweise auch der neue 675-Megawatt-Block in Boxberg.
Ebenso unbeantwortet blieb etwa die Frage, ob Vattenfall die für das Kraftwerk angestrebte CO2-Leitung bis zur Nordsee selbst bezahlen möchte. Das Wort "subventionsfrei" für die Braunkohle sei ja bereits aus der Energiestrategie des Landes gestrichen, so der Fragesteller. Hatakka antwortete, dass es Klimaschutz nicht zum Nulltarif gebe. Was immer damit in Bezug auf die gestellte Frage gemeint ist...
Wenn Hatakka die neue Energiestrategie des Landes Brandenburg über den grünen Klee lobte, dann vor allem, weil sie Vattenfall alle Optionen offen lässt, ohne dass sich das Unternehmen festlegen müsste.

2. Zusätzlicher Sanierungsaufwand im Tagebau Jänschwalde

Wie die Lausitzer Rundschau am 29.02.2012 berichtete, werden im Bereich der Innenkippe des Tagebaues Jänschwalde zusätzliche Sanierungsarbeiten notwendig, um die Standsicherheit zu gewährleisten. Bereits 15 Jahre alte Bäume müssen wieder gefällt werden. Erhebungen sollen abgeflacht werden, da sie zunehmend als Risiko für die Standsicherheit erkannt werden (ungleiche Verteilung der Auflast). Unabhängig vom konkreten Fall: Die jahrelang propagierte abwechslungsreiche Gestaltung von Bergbaufolgelandschaften erhält so einen schweren Rückschlag. Vereinfacht gesagt: Je abwechslungsreicher, umso rutschungsgefährdeter. Dass das Konzept nicht aufging, kommt nun ans Tageslicht, fast zwanzig Jahre nach dem Beschluss der Braunkohlenpläne in den Jahren 1993/94. Hier zum Rundschau-Artikel:
http://www.lr-online.de/regionen/cottbus/Innenkippe-Jaenschwalde-muss-erneut-saniert-werden;art1049,3703180

3. Zur Energiebilanz Deutschlands 2011

Die Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen (AGEB) hat am 5. März ihren Jahresbericht für 2011 vorgelegt. Im vergangenen Jahr erreichte das vereinte Deutschland seinen bisher geringsten Primärenergieverbrauch. Das wird zum größeren Teil auf milde Witterung und zum kleineren Teil auf Sparsamkeit wegen hoher Energiepreise zurückgeführt. Der Stromverbrauch sank dabei nur leicht um 0,3 Prozent.
Über die in Brandenburg gesunkene und in der sächsischen Lausitz gestiegene Braunkohleförderung hatten wir schon berichtet (Rundbrief vom 23. Januar). Der hohe Absatz von Braunkohlestrom durch die kurzfristige Abschaltung von Atomkraftwerken 2011 wird möglicherweise noch einige Jahre anhalten, erlaubt aber keine Schlußfolgerungen über die Zeit nach 2020. Zudem kann in der nächsten Emissionshandelsperiode der derzeit niedrige CO2-Preis wieder steigen und den Braunkohleeinsatz dämpfen.
Bereits 2011 hat die Braunkohle nur einen Bruchteil des Atom-Kuchens abbekommen: Atomstrom ging um 32,6 Terawattstunden zurück (von 140,6 TWh auf 108 TWh), Braunkohlestrom stieg dagegen nur um 7,1 TWh (von 145,9 auf 153,0 TWh). Die Erneuerbaren legten dagegen um 21,2 TWh zu, der Stromexport sank um 13,7 TWh. Deutschland blieb mit einem Überschuss von 6 TWh trotz des Atomausstieges Stromexportland.
Dass der Zubau der Erneuerbaren Energien Atom und Braunkohle nicht gleichzeitig, sondern nacheinander ersetzen wird, ist zahlreichen Energieszenarien gemeinsam und keine Neuigkeit.

4. Nachtrag zur Energiestrategie: Was wurde beim Kabinettsbeschluss geändert?

Viele Menschen haben sich eine Meinung zum Entwurf der Energiestrategie gebildet und dann über die Presse erfahren, dass die Landesregierung am 28. Februar eine Neufassung beschlossen hat. Wir haben verglichen, worin sich beide Texte tatsächlich unterscheiden. Das Ergebnis ist auf zwei Seiten zusammengefaßt diesem Rundbrief beigefügt. (Kein Anspruch auf Vollständigkeit)
Zudem hat es Nachfragen gegeben, wo die beschlossene Energiestrategie im Internet steht. Deshalb hier der Link zur Energiestrategie:
http://www.energie.brandenburg.de/sixcms/detail.php/bb1.c.277267.de
Und hier nochmal zu unserer leider nach wie vor aktuellen Stellungnahme:
http://www.lausitzer-braunkohle.de/energiestrategie.php

5. Muss RWE bald Förderabgabe für die Braunkohle zahlen?

Entsprechende Möglichkeiten ließ die Grüne Bundestagsfraktion durch den wissenschaftlichen Dienst des Bundestages ausloten. Ergebnis: es geht, wenn man will. So berichtet es die Rheinische Post im hier verlinkten Artikel:
http://nachrichten.rp-online.de/titelseite/gutachten-zur-braunkohle-rwe-droht-foerderabgabe-1.2740076

6. Termine der nächsten Wochen

Exkursionen, Tagungen, Protestaktionen, Filmabende, von uns nach bestem Wissen zusammengestellt auf
http://www.lausitzer-braunkohle.de/termine.php