In Polen wächst die Kritik am Tagebau Jänschwalde

Wie der Sender TVN24 am 18. Oktober berichtete, hat der polnische Minister für Klima und Umwelt, Michał Kurtyka, „dem Ministerium nachgeordnete Institutionen beauftragt, die Informationen über die negativen Auswirkungen des Braunkohletagebaus Jaenschwalde auf polnische Grenzgemeinden zu überprüfen". Eine Studie dazu solle vom Polnischen Geologischen Institut - PIB und der Woiwodschaftsinspektion für Umweltschutz durchgeführt werden.

Nach Angaben der Bürgermeister von Gubin und Bródy fühlt sich der Tagebaubetreiber LEAG nicht verantwortlich für die Absenkung des Grundwasserspiegels auf polnischer Seite, die Notwendigkeit des Baus tieferer Brunnen und deshalb steigende Wasserkosten. Die beiden Gemeinden versuchten bereits seit Jahren, ihre Rechte gütlich geltend zu machen und eine Entschädigung zu erhalten. Sie gingen jedoch nicht vor Gericht, auch weil sie bisher keine staatliche Unterstützung bei der Beweisführung erhielten.

Der Tagebau Jänschwalde ist zwar mit einer Dichtwand in Richtung Neiße abgedichtet. Erst im Zuge der Umweltprüfung für den inzwischen aufgegebenen polnischen Tagebau Gubin wurde öffentlich bekannt, dass die Grundwasserabsenkung des Tagebaues Jänschwalde tiefer wirkt als die Dichtwand: indem auch unter der Kohle liegende Grundwasserleiter „entspannt“ werden. Entsprechend wird seit Jahren über die Möglichkeit grenzüberschreitender Auswirkungen diskutiert.

Dass dies nun nicht nur von den Gemeinden vor Ort wahrgenommen wird, sondern auch von der polnischen Zentralregierung, dürfte mit dem Vorgehen des tschechischen Staates gegen den polnischen Tagebau Turów wegen dessen grenzüberschreitender Grundwasserabsenkung zusammenhängen. Da die LEAG dem tschechischen EPH-Konzern gehört, wird der Tagebau in polnischen Medien zunehmend als tschechisches Bergwerk in Deutschland bezeichnet, an das dieselben Maßstäbe wie an den Tagebau Turów anzulegen sind.