Delegation aus Mexiko in der Lausitz: Zapatistas informieren sich über bedrohten Wald im Braunkohlegebiet

Cottbus/Rohne, 09.10.2021: Eine Delegation von Zapatistas aus Mexiko hat sich am Freitag zu einem Austausch mit Vertretern des Umweltnetzwerkes GRÜNE LIGA getroffen. Die Delegation informierte sich zu Klimaschutzanstrengungen in Deutschland und über friedliche Protestformen gegen Braunkohletagebaue in der Lausitz auf dem von der Grüne Liga bis 2037 gepachteten Waldstück im Vorfeld des Tagebaus Nochten (Sachsen). Der Wald wird seit fast zwei Jahren für Naturschutz, Bildungs- und Kulturveranstaltungen genutzt. Zudem wird auf dem Areal ein aktiver Waldumbau betrieben. Dennoch ist das Waldstück weiterhin bedroht. „Der Bergbaubetreiber LEAG will trotz des in Deutschland beschlossenen Kohleausstiegs den Wald für die Braunkohle abbaggern. Dafür wurden bereits erste Enteignungsandrohungen verschickt“, berichtet Rebekka Schwarzbach von der Umweltgruppe Cottbus und kündigt an: „Wir werden unseren Wald nicht freiwillig hergeben. Notfalls müssen Gerichte entscheiden“.

Verwundert zeigte sich die Delegation aus Mexiko über eine Politik in Deutschland, die immer noch auf Braunkohleabbau setzt. Deutschland solle eigentlich ein Vorbild und Antreiber in der Welt sein für echten Klimaschutz. Auch in Mexiko gebe es massive Widerstände gegen Großprojekte wie das mexikanische Eisenbahnprojekt „Tren Maya“. Im Maya-Gebiet sind dafür auch bereits massive Enteignungen angedroht.

Trotz vieler Unterschiede zwischen Mexiko und Deutschland stand bei dem zweistündigen Austausch das gemeinsame Ziel im Vordergrund: Der Schutz von Lebensgrundlagen. „Dem Raubbau an der Natur muss überall in der Welt Einhalt geboten werden. Wenn wir es nicht schaffen, die Klimakatastrophe einzudämmen, wird sich das Leben auf der Erde für alle dramatisch zum Negativen verändern. Gerade die vielen kleinen Projekte an vielen Orten der Welt lassen uns Hoffnung schöpfen“, mahnt Schwarzbach.

Hintergrund

Bereits Anfang September ist eine 170-köpfige politische Delegation indigener Einwohner*innen Mexikos in Europa angekommen. 500 Jahre nach Kolumbus wollen sie mit einem friedlichen „Gegenbesuch“ auf die Rechte der damals von Europäern unterworfenen indigenen Völker aufmerksam machen. Aufgeteilt in 28 Untergruppen bereisen sie in den nächsten Monaten den Kontinent. In der ersten Phase der Reise stehen kleinere Treffen und der Austausch mit politischen Gruppen und Bewegungen in den Vordergrund.

Als Zapatistas werden überwiegend sozialrevolutionäre indigene politische Gruppierungen im Süden Mexikos, vor allem im Bundesstaat Chiapas, bezeichnet. Der Name geht zurück auf Emiliano Zapata (1879–1919), einen Führer der mexikanischen Revolution. Der mexikanische Staat hat bisher die Forderung der Zapatistas nach Demokratie und Anerkennung indigener Lebensweisen nicht erfüllt. Daher hat sich die indigene Bevölkerungsgruppe selbst organisiert und versucht ihre die Ziele umzusetzen. Sie errichteten unter anderen ein regionales Autonomieprojekt, das obwohl es immer wieder Angriffen ausgesetzt ist, ein Leben in relativem Frieden ermöglicht. Die Zapatisten wollen nicht auf Waffen setzen, sondern auf Vorbildwirkung.