Kurzbericht zur Arbeit im Jahr 2018

Der Jahresbericht als odf (4 Seiten)

Der Lausitzer Bergbaukonzern LEAG plant noch immer, mehr als 1.000 Menschen für Braunkohletagebaue umzusiedeln, beispielsweise im Dorf Proschim und etwa eine Milliarde Tonnen Treibhausgase auszustoßen. Zudem wird das Grundwasser durch Tagebaue weiter abgesenkt und verunreinigt. Folgekosten drohen auf die Allgemeinheit abgewälzt zu werden. Wir setzen uns für einen schrittweisen aber rechtzeitigen Ausstieg aus der Braunkohlenutzung und ein verbindliches Verbot neuer Tagebaue ein!

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Gemeinsam mit der Agenda 21 der Gemeinde Schenkendöbern veranstalteten wir am 7. Januar eine Protestwanderung von Kerkwitz nach Taubendorf, mit der ein früherer Stop des Tagebaues Jänschwalde gefordert wurde. Der Tagebau Jänschwalde wurde auf Grundlage falscher Annahmen und Versprechungen genehmigt. Er muss rechtzeitig gestoppt werden, bevor er weiteren Schaden anrichtet. Bis zu sieben Seen verlieren Wasser durch das Abpumpen des Grundwassers, für das zu keinem Zeitpunkt eine Umweltverträglichkeitsprüfung durchgeführt wurde. Auch die Gemeinde Schenkendöbern fordert die Rückverlegung der Abbaukante, um ein Fortschreiten der Grundwasserabsenkung nach Norden zu begrenzen und einen größeren Abstand des Tagebaues Jänschwalde zur Ortslage Taubendorf zu ermöglichen. Der Tagebau versorgt ausschließlich das besonders klimaschädliche Kraftwerk Jänschwalde, dessen Weiterbetrieb mit den Klimaschutzzielen der Bundesregierung nicht vereinbar ist.

180902 IMG 0491 klUm auf die drohende Enteignung eines privaten Waldstückes zwischen Tagebau Jänschwalde und dem Ort Taubendorf hinzuweisen, führen wir in Absprache mit dem Eigentümer Kultur-veranstaltungen in diesem Waldstück durch. Der Lausitzer Schriftsteller Udo Tiffert las hier am 29. April aus seinen Texten, am 2. September erkundeten die Cottbuser Musiker Nikola und Markus Götzinger mit Cello und Oboe die Verwandschaft zwischen Bäumen und Musikinstrumenten.

Zur vom Tagebau Jänschwalde verursachte Grundwasserabsenkung nahmen wir erneut Akteneinsicht in der Bergbehörde, um die fachliche und rechtliche Situation analysieren zu können. Nach jahrelangen Protesten musste die Bergbehörde 2018 endlich offiziell anerkennen, dass der Tagebau die Ursache für den Wassermangel in mehreren Seen der Region ist. Die getroffene Anordnung zur Wassereinleitung in drei der Seen löst aber nur einen Bruchteil der Probleme, die das jahrelange Wegschauen der Behörden verursacht hat.

180408 rote linie rohne 2Mit einer symbolischen Roten Linie am 8. April in Rohne unterstrich das Lausitzer Bündnis „Strukturwandel jetzt“ seine Forderung, dass der Tagebau Nochten mehr Abstand zu den Dörfern Schleife, Rohne und Mulkwitz halten muss. Als Gast sprach der Leiter des Umweltbüros der Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Ober-lausitz, Hans-Georg Baaske. Der sorbische Künstler Paul Geigerzähler unterstützte die Veranstaltung musikalisch. Wir waren intensiv an der Organisation und Durchführung der Aktion beteiligt.

Seit Juni 2018 tritt die bundesweite Kohlekommission zusammen. Nach einem offenen Brief aus allen drei Kohlerevieren wurde Hannelore Wodtke als Vertreterin der Lausitzer Tagebaubetroffenen in die Kommission berufen. Wir unterstützten sie nach Kräften bei ihrer Arbeit in der Kommission und bei der Abstimmung mit den Lausitzer Bürgerinitiativen. Wir machten öffentlich, dass die vom Bundeswirtschaftsministerium eingeholten Gutachten die Wirkungen eines Kohleausstieges übertreiben, indem sie die vom Steuerzahler finanzierte Sanierung der DDR-Tagebaue einfach zur aktiven Braunkohlenwirtschaft dazu zählen. Als die Kommission am 11. Oktober die Lausitz besuchte, organisierten wir ein Pressegespräch in Proschim, dass ein mediales Gegengewicht zur aufwändigen Inszenierung der Kohlelobby schuf.

Wir mobilisierten zu den bundesweiten Klimademonstrationen am 24. Juni und 1. Dezember in Berlin. Dabei vertrat René Schuster jeweils die Lausitzer Tagebaubetroffenen mit einem Redebeitrag und ein Stand der Umweltgruppe informierte weiter zur Situation in der Lausitz. Die GRÜNE LIGA gehörte zu den Veranstaltern des 7. Berliner Klimagesprächs mit Bundesumweltministerin Svenja Schulze am 28. Juni in Berlin. Zum Programm des Klima-Camps in Pödelwitz steuerten wir einen Workshop zum Lausitzer Kohlerevier bei. Mit einem Kleinbus ermöglichten wir, dass an der bisher größten Anti-Kohle-Demonstration am 6. Oktober am Tagebau Hambach auch Vertreter des Lausitzer Kohlewiderstandes teilnehmen konnten. Mit unseren Forderungen sichtbar waren wir auch vor dem Brandenburger Energietag am 10. September und der Kohlekommission in Berlin am 16. November.

180928 jaenschwalde titelmotivAm 1. Oktober ging der Block F des Kraftwerks Jänschwalde in die Sicherheitsreserve. Das klimaschädlichste Lausitzer Kraftwerk bekam dadurch bundesweite Aufmerksamkeit. Wir stellten die wichtigsten Fakten und Zusammenhänge in einem Hintergrundpapier zusammen. Gemeinsam mit der Klima-Allianz Deutschland forderten wir, das gesamte Kraftwerk im Zuge des Kohleausstiegs bald abzuschalten und nachhaltige wirtschaftliche Perspektiven für die Lausitz zu schaffen.

Unter dem Titel „Strategien für den Strukturwandel in der Lausitz entwickeln“ veranstalteten wir am Reformationstag (31. Oktober) gemeinsam mit der Rosa-Luxemburg-Stiftung Brandenburg eine Gesprächs-runde im Proschimer Kulturhaus. Hannelore Wodtke (Grüne Zukunft Welzow, Mitglied der Kohlekommission), der Sozialwissenschaftler Daniel Häfner und der Journalist Jörg Staude sammelten gemeinsam mit den Teilnehmenden Ansätze für eine von unten kommende und lokal spezifische Strategie für den Strukturwandel. Mit der Botschaft „Proschim bleibt – nur dann gibt es Strukturmittel“ am Ortseingang hatten wir zuvor sichtbar gemacht, was viele Politiker in der Lausitz gern verdrängen oder totschweigen: dass die vom Bund geforderten Milliarden nur bei konkreter Verringerung der Kohleverstromung begründbar sind.

181109 pilger vor kraftwerk DSC05760Ein Höhepunkt unserer Arbeit war der Besuch des Ökumenischen Pilgerweges für Klimagerechtigkeit im Lausitzer Braunkohlerevier Anfang November. Die Pilger besuchten uns auf dem Weg von Bonn zum Weltklimagipfel im polnischen Katowice. Zum ersten Mal in vielen Jahren Widerstandsgeschichte durchquerte jemand alle drei deutschen Braunkohlenreviere zu Fuß. Auf den fünf Tagesetappen zwischen Hoyerswerda und Guben wurden die Pilger jeden Tag von einem Mitglied der Umweltgruppe Cottbus begleitet, wir organisierten einen Gundermann-Abend in Hoyerswerda, ein Podium mit Tagebaubetroffenen in Spremberg und die Andacht direkt vor dem Kraftwerk Jänschwalde. Auch der bedrohte Wald bei Taubendorf und der unter Wasserentzug leidende Deulowitzer See wurden von den Pilgern besucht. Bereits Monate vorher hatten wir uns in Organisation und Streckenplanung eingebracht. Am 26. November übergaben die Pilger dann vor der Sitzung der Kohlekommission in Berlin ihre Forderungen an das Bundeswirtschaftsministerium, bevor sie zum Klimagipfel weiterreisten.

Der Lausitzer-Kohle-Rundbrief wird regelmäßig per e-mail bundesweit verteilt und zusätzlich auf der Internetseite www.kein-tagebau.de veröffentlicht, wobei wir im Mai zusätzlich zur inhaltlichen Arbeit die Umsetzung der Datenschutz-Grundverordnung zu stemmen hatten. Die beschriebenen Aktivitäten begleiteten wir mit Pressemitteilungen, die beispielsweise in Süddeutscher Zeitung, ZDF, Mitteldeutscher Zeitung, Kölner Stadtanzeiger, taz, RBB, Neues Deutschland, PNN, oder MOZ aufgegriffen wurden.

Über den „Um-Land“-Verteiler werden etwa 70 Interessenten in der Lausitz zu Landwirtschaftsthemen vernetzt und informiert. Die UGC gehörte zu den Unterstützern der bundesweiten Demonstration „Wir haben es satt!“ gegen Tierfabriken am 20. Januar in Berlin und organisierte regionale Mobilisierung in der Lausitz.

180107 3 kuehne DSC02834Die Umweltgruppe Cottbus ist Teil des Netzwerkes GRÜNE LIGA und dort als Bundeskontaktstelle Braunkohle tätig. Zu diesem Thema arbeiten wir eng mit der Klima-Allianz Deutschland und den von ihr vernetzten bundesweiten Organisationen sowie der Europäischen Klimastiftung zusammen.

Wir bedanken uns herzlich bei allen Aktiven, Spendern und Fördermitgliedern, die unsere Arbeit im zu Ende gehenden Jahr ermöglicht haben. Spenden und Beiträge an die Umweltgruppe Cottbus e.V. sind steuerlich absetzbar. Bei Spenden, die zweckgebunden für unsere Braunkohlearbeit verwendet werden sollen, sollte der Verwendungszweck „Lausitzer Kohle“ angegeben werden.

 

Bilder: ideengruen, Hoffmann, Schuster, Häfner, Kühne