Hornoer Lehm in Potsdam

Dr. habil. Heinz-Dieter Krausch
Dr. habil. Heinz-Dieter Krausch, Botaniker, Potsdam

Sie leben in Potsdam. Was ist Ihr Bezug zur Lausitz?

Dr. habil. Heinz-Dieter KrauschIch bin 1928 in Guben geboren und habe bis zum Studium dort gelebt. Den Gubener Heimatkalender habe ich mitbegründet. Seit 1956 erscheint er ununterbrochen und ich arbeite bis heute daran mit. Meine Großmutter ist in einem Nachbardorf von Atterwasch geboren, zwei Brüder des Großvaters wohnten in Kerkwitz. Ich habe für alle drei Dörfer die Geschichte erforscht und auch publiziert. In Breslau habe ich sogar einmal eine bis dahin unbekannte mittelalterliche Urkunde über Atterwasch gefunden, eine Abschrift aus dem sechzehnten Jahrhundert.

Was ist Ihr Arbeitsfeld als Wissenschaftler?

Ich war als Limnologe, also Gewässerkundler am Stechlinsee für die der Akademie der Wissenschaften tätig. Neben der Vegetationsgeschichte befasse ich mich seit meinem Ruhestand vor allem mit Gartenblumen, schreibe gerade ein Buch über Bauerngärten in Brandenburg. Geforscht habe ich seit meiner Kindheit. Auch die volkstümlichen Pflanzennamen der Lausitz habe ich gesammelt, vor allem die sorbischen. Als Rentner mache ich eben das was mir möglich ist, nichts wozu man ein Labor oder Institut bräuchte.

Welche Erfahrungen haben Sie mit dem Bergbau?

Ich habe vier Jahre lang an der Horno-Dokumentation mitgearbeitet, dort habe ich die Bauerngärten bearbeitet. Ich konnte in meiner Heimatstadt Guben übernachten und bin dann jeden Tag mit dem Auto nach Horno gefahren. Ich kenne auch eine Reihe Hornoer persönlich. Sie mussten nach dem Krieg schon einmal ihre Heimat aufgeben. Übrigens kam beim Bohren der Pumpenbrunnen für den Tagebau immer etwas Lehm mit nach oben, ich habe mir dann davon heimlich was eingepackt. Jetzt habe ich etwas Hornoer Lehm in meinem Garten in Potsdam.

Was sagen Sie zu den neuen Tagebauplänen?

Ich war geschockt, als ich davon erfuhr. Es hieß ja immer, der Bergbau würde bis zur Taubendorfer Rinne gehen, dort entsteht ein See und Schluss. Hier käme der Bergbau jetzt erstmalig in die Jungmoränenlandschaft, die Eisrandlage war ja bei den Eichbergen nahe Taubendorf. Es ist bedrückend. Dieses Gebiet ist außerordentlich interessant, viele unter Naturschutz stehende Pflanzen kommen hier vor. Es gibt die Moore wie zum Beispiel den „Schmykatz“ oder den benachbarten Pastlingsee, den ich seit meiner Kindheit kenne. Atterwasch hat eine reizende Lage mit dem Wiesental und dem Seeberg gegenüber. Man sieht ja, was nach dem Bergbau übrigbleibt. Der einzige Trost ist fast noch, dass man das nicht mehr erleben wird, ich bin ja nun auch schon achtzig. Das Volksbegehren werde ich auf jeden Fall unterschreiben.