Alternativen sind machbar

Eine sichere Energieversorgung ist auch ohne neue Tagebaue möglich. Baut Deutschland sein Energiesystem nachhaltig um und nimmt die eigenen Klimaschutzziele ernst, wird Braunkohle nur noch für einen Übergangszeitraum zur Stromversorgung beitragen. Dafür reicht die Kohle in den genehmigten Tagebauen (allein in der Lausitz mehr als eine Milliarde Tonnen) aus. Rechtzeitiges Umdenken erleichtert diesen Prozess.

Unsere Position steht dabei im Einklang mit bundesweiten Fachdiskussion, wie zwei Beispiele belegen:

Untersuchungen des Deutschen Institutes für Wirtschaftsforschung (DIW): Alle Veröffentlichungen des DIW zum Thema Braunkohle

Untersuchungen des Sachverständigenrates für Umweltfragen der Bundesregierung (SRU): Gutachten des SRU zum Thema Nachhaltige Stromversorgung

Zur "Energiestrategie 2030" des Landes Brandenburg

Brandenburg auch ohne neues Kohlekraftwerk mit Stromüberschuss
GRÜNE LIGA reicht Stellungnahme zur Energiestrategie ein


Abbildung: Strombilanz Berlin-Brandenburgs 2030 nach dem Zielszenario der Landesregierung mit eigener Abschätzung des Berliner Anteils (eigene Darstellung)

Cottbus/Potsdam, 06.02.2012. Der Umweltverband GRÜNE LIGA reicht heute eine ausführliche Stellungnahme zum Entwurf der Energiestrategie Brandenburgs ein. Er macht darin vor allem deutlich, dass der Neubau eines Braunkohlenkraftwerkes in Jänschwalde energiepolitisch nicht notwendig ist.

"Ein neues Braunkohlekraftwerk in Jänschwalde wäre hauptsächlich ein ideologisches Projekt. Nach den eigenen Zahlen der Regierung kann Brandenburg auch ohne dieses Kraftwerk mehr als die Hälfte des hier erzeugten Stromes exportieren. Für die CO2-Pipeline durch Brandenburg und die Umsiedlung von Dörfern gibt es deshalb keine Notwendigkeit" sagt René Schuster von der GRÜNEN LIGA.

Obwohl es für die Metropolregion Berlin-Brandenburg keinerlei Verpflichtung gibt, als Nettoexporteur von Strom zu fungieren, kann sie auch ohne ein Neubaukraftwerk auf Braunkohlebasis im Jahr 2030 mehr Strom exportieren, als Brandenburg selbst verbraucht. Dies geht aus dem Zielszenario hervor, das die Landesregierung dem Entwurf ihrer Energiestrategie zugrundelegte. Der Verband kritisiert zudem, dass die Klimaschutzziele des Landes keine wirkliche Verbindlichkeit erlangen sollen und zahlreiche Umweltfolgen der Braunkohlewirtschaft nicht ausreichend untersucht wurden.

"Wir reichen nur eine vorläufige Stellungnahme ein. Die Landesregierung hat wesentliche Gutachten erst drei Tage vor Ende der Stellungnahmefrist zugänglich gemacht. Es ist den Kammern, Verbänden und Kommunen nicht zumutbar, darauf bis Dienstag noch einzugehen. Eine Fristverlängerung ist deshalb unerlässlich." kritisiert Schuster die Beteiligungspraxis des Wirtschaftsministeriums.

Das Wirtschaftsministerium hat am 10. Januar den Entwurf einer Energiestrategie vorgelegt und bis zum 7. Februar um Stellungnahmen gebeten. Ein Kernstück dieses Entwurfes ist die Durchsetzung eines Großkraftwerkes mit CO2-Abscheidung in Jänschwalde und dazugehöriger Braunkohletagebaue.

Alternativen sind machbar

(Text Stand Juni 2008)

Schon die Enquete Kommission „Nachhaltige Energieversorgung“ des Deutschen Bundestages bezeichnet in ihrem Bericht von 2002 Effizienzsteigerung und erneuerbare Energien(1) als einzigen nachhaltigen Entwicklungspfad. Er ermöglicht sowohl den Ausstieg aus der Kernenergie bis 2030, als auch eine wesentliche Reduzierung der Nutzung fossiler Energien. Erneuerbare Energien können so bis zum Jahr 2050 mindestens 50 Prozent des Primärenergieverbrauches abdecken. Rein technisch wäre selbst eine Vollversorgung bis 2050 erreichbar. Im Februar 2007 erschien die Leitstudie des Bundesumweltministeriums, die ebenfalls von einer extremen Verringerung der Braunkohlenutzung bis 2050 bei gleichzeitigem Atomausstieg ausgeht, wie die Abbildung zeigt.(2) Die für 2050 noch angesetzten 46 PetaJoule Energie aus Braunkohle entsprechen etwa 5 Millionen Tonnen Jahresförderung in Deutschland (derzeit 40 Mio. t allein in Brandenburg).

Die absoluten Zahlen für Öl und Gas sinken in diesem Leitszenario gegenüber heute ebenfalls. Damit tritt also keine steigende Importabhängigkeit ein. Während einzelne Politiker geradezu eine Bedrohung aus dem Osten herbeireden wollen, um für neue Braunkohletagebaue zu werben, enthalten die von ihnen vertretenen Energieprognosen sogar eine höhere Einfuhr von Öl und Gas!(3) Kann man die Abhängigkeit von heimischer Braunkohle als Unabhängigkeit schönreden? Ohne Zweifel gibt es auch Fehlentwicklungen bei der Nutzung erneuerbarer Energien. Diese sind aber von den Regierenden selbst zu verantworten, nicht von Umweltverbänden oder Oppositionsparteien, die meist andere Konzepte gefordert haben.(4) Die Energieeinsparung im Leitszenario würde übrigens bei steigendem Komfort allein durch Effizienzsteigerung erreicht. Das heißt, bei einem sparsameren Lebensstil wäre sie noch viel schneller und leichter möglich.

Das es sogar möglich ist, mit erneuerbaren Energien Grundlastversorgung abzusichern, wurde im Herbst 2007 mit dem Kombikraftwerk- Projekt nachgewiesen. (www.kombikraftwerk.de)

 

Endenergieverbrauch im LEITSZENARIO 2006 nach Herkunft der Endenergie und zusätzliche Effizienzgewinn bei der Endenergie gegenüber Referenzszenario von Prognos/EWI ("REF 2005").

Fußnoten:
(1) die sogenannten „REG/REN- Offensive“
(2) Leitstudie 2007 „Ausbaustrategie Erneuerbare Energien“ Untersuchung im Auftrag des Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, Februar 2007
(3) Das BMU-Leitszenario erwartet im Jahr 2050 noch 2011 PetaJoule aus Mineralöl und 1756 PJ aus Erdgas, Erdölgas und Grubengas, das Referenzszenario des Wirtschaftsministeriums von PROGNOS/EWI dagegen 3758 PJ aus Mineralöl und 3436 PJ aus Gas. Im Referenzszenario ist die Importabhängigkeit somit höher!
(4) z.B. regionale Wirtschaftskreisläufe statt europaweiter Beimischungspflicht bei Pflanzenöl